Alle gaben auf dem Laufsteg das Beste, doch gewinnen kann nur eine: Bettina Ruatti (18) aus Laag holte sich im Kurhaus von Meran den Titel der Miss Südtirol 2008. Auf den weiteren Stockerlplätzen folgten Julia Kofler (18) aus Gargazon und Hana Selmanovic (18) aus Latsch. Bettina Ruatti, die Angestellte und Schülerin, überzeugte auf dem Laufsteg des Meraner Kurhauses die Prominenten-Jury und setzte sich gegen 14 Mitbewerberinnen durch.
Jung, hübsch – und alle mit demselben Ziel, nämlich einmal Miss Südtirol zu sein. 15 junge Südtirolerinnen, ermittelt in Vorentscheidungsrunden im ganzen Land, stellten sich dem Wettbewerb, der von der Sonntagszeitung „Zett“ organisiert wird.
Einfach natürlich, unsere Miss: Bettina Ruatti plaudert über die erste Woche als Miss Südtirol 2008
Das nette Mädchen von nebenan und zur selben Zeit Miss Südtirol 2008, fleißige Büroangestellte und zudem strebsame Schülerin, neugierig im Sein, aber nicht spontan im Handeln: Wie sie all das in ihrem natürlichen Wesen vereint, erzählt unsere gekrönte Schönheit Bettina Ruatti und nimmt uns mit in ihr Zuhause in Laag bei Neumarkt.
Im Brautkleid über den Laufsteg im Meraner Kursaal schreiten, das war ihr Ziel. Bettina Ruatti aus Laag bei Neumarkt hoffte dafür beim Finale zur Miss-Südtirol-Wahl 2008 unter die ersten Sechs zu kommen.
Dass sie am Ende das Misskrönchen mit nach Hause nehmen würde, wagte sie nicht im Traum zu denken. Doch auf einer Kommode in der Küche thront sie jetzt, die Krone. „Damit ich sie immer sehen kann“, schmunzelt die neue Miss Südtirol etwas verlegen.
Verlegenheit, die mit jedem Interview, das sie gibt – und das geschah in der vergangenen Woche häufig – und mit jedem Glückwunsch, den sie persönlich oder per Handy erhält, etwas weniger wird.
Dabei hat sich mit dem Krönchen ein lang gehegter Traum für Bettina erfüllt. „Bereits als ich sechzehn war, wurde ich gefragt, ob ich bei der Miss-Südtirol-Wahl mitmachen möchte, doch damals durfte ich wegen des Alters noch nicht“, erinnert sich die heute 18-jährige Schönheit, die sich selbst zur Wahl angemeldet hatte.
„Ich bin neugierig, aber nicht spontan“
„Ich bin neugierig, aber nicht spontan und überlege mir die Dinge immer zweimal“, so die Miss. Der Traum vom Modeljob begleitet sie seit sie in der ersten Oberschule das Buch „Modella all’improvviso“ in die Hände bekam.
Nun blickt sie auf eine Mappe, in der sie die Artikel über sich fein säuberlich sortiert aufbewahrt. „Es ist schon toll, wenn man sich in der Zeitung sieht“, meint Ruatti. Aber auch in der hellen modernen Dachgeschosswohnung in Laag, in der Bettina mit Mutter Marialuisa, Vater Hermann und ihrem zwei Jahre älteren Bruder Thomas lebt, erinnert vieles an die Miss-Wahl und ihren Titel. Die Siegerschleife hängt im Zimmer an der Wand.
„Als der Blumenstrauß von der Vorausscheidung zu vertrocknen begann, scherzte ich noch, es könne bald ein neuer nachkommen, und nun steht der Miss-Strauß im Wohnzimmer“, erzählt Bettinas Mutter und schüttelt noch immer ungläubig den Kopf.
„Eigentlich wollte ich auf die Polizeischule gehen“
Sie hat ihre Tochter zur Vorausscheidung begleitet und auch Bettinas anfangs noch skeptischen Vater vom Traum ihrer Tochter überzeugt. „Eigentlich wolle ich als Kind ja auf die Polizeischule gehen“, erinnert sich die brünette Schönheit. Aber war doch besser so.
„Endlich ist eine Unterlandlerin Miss geworden“, so die Stimmen in ihrem Heimatdorf. Und so hat sie nun genügend um die Ohren. „Ich versuche aber zielstrebig weiterzumachen und weder Arbeit noch Schule zu vernachlässigen“, so Ruatti.
Das heißt, dass sie ihr Radiowecker um sieben Uhr aus den Federn klingelt. Zum Frühstück gibt es Brot mit Honig und Tee. „Im Bad geht dann alles schnell, schnell, so in fünf bis zehn Minuten“, sagt die natürlich schöne Miss, die sich einzig mit Wimperndusche und Kajal schminkt. Vormittags arbeitet sie dann im Büro im Verkaufsinnendienst der Kellerei Alois Lageder in Margreid.
„Von 18 bis 22 Uhr wird gebüffelt“
„Am Arbeitsplatz wurde ich mit einer Sonderabfüllung, einer Drei-Liter-Flasche Löwengang, signiert von allen Mitarbeitern, überrascht“, freut sich Ruatti, die seit März in der Kellerei arbeitet. Am Nachmittag ist entspannen angesagt, beim Puzzle machen oder Sticken. Oder die brünette Schönheit paukt für die Schule.
Nach einem Ausflug über die Geometer-hat sie sich für die Handelsoberschule entschieden. „Seit Februar besuche ich die Abendschule, das heißt jeden Abend von 18 bis 22 Uhr Unterricht“, erklärt die Miss. Viel Zeit für Privates bleibt da freilich nicht. Ihr Freund scheint aber damit klar zu kommen. Seit drei Jahren ist der zwanzigjährige Dennis aus Auer an ihrer Seite.
„Er ist mein Schatz, in ihm steckt ein kleiner Gentleman“
„Er ist mein Schatz, in ihm steckt ein kleiner Gentleman, er ist sehr höflich und zuvorkommend“, meint Ruatti, sich an einen herzförmigen Polster drückend. Dass Dennis wesentlich kleiner ist als sie, kommentiert Bettina schlicht mit dem Satz „Der Liebe macht das doch nichts aus.“
Kennengelernt hatte sie ihn über ihren Bruder. „Überhaupt haben Bettina und Thomas ein herzliches Verhältnis“, meint die Mutter. Der große Bruder hatte ihr auch bei der Autosuche geholfen. „Seit vergangenen August habe ich dafür gespart und mir dann einen Opel Corsa geleistet“, sagt Ruatti.
Diesen wird sie nun aber verkaufen, weil sie zukünftig im Miss-Flitzer, einem nagelneuen Fiat 500, herumkurven wird. Also wer Interesse an einem Opel Corsa (Baujahr 2002, Euro 4 mit 63.000 km) hat, möge sich bei der Zett melden. Mit einem Teil des Geldes will Bettina ihre Abendgarderobe erweitern, weil sich in ihrem Schrank vorwiegend sportliche Kleidung findet.
„Glücklichsein macht schön“
Roben wird sie zukünftig vermehrt brauchen. Selbst ihr Vater hat sie schon in Beschlag genommen, um für den Laufverein „Lenti e veloci“ („Langsam und schnell“) aus Laag an einer Verlosung teilzunehmen. Bettina selbst war Mitglied im Verein, hat auch zahlreiche Dorf- und Jugendbergläufe sowie zwei Italienmeisterschaften bestritten. Sicher mit ein Grund für ihre schlanke Figur. Doch ihr Schönheitsrezept ist auch noch ein ganz anderes: „Ich esse was ich will, und mache, was mir Spaß macht. Denn Glücklichsein macht schön.“